Unternehmen stehen heute vor der großen Herausforderung, personenbezogene Daten nicht nur gesetzeskonform zu verarbeiten, sondern auch angemessen zu schützen. Dies ist nicht nur eine ethische Verpflichtung, sondern auch eine rechtliche Notwendigkeit, insbesondere im Hinblick auf die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Technisch-organisatorische Maßnahmen (TOM) spielen dabei eine zentrale Rolle. Welche wesentlichen Aspekte Unternehmen beachten müssen, um die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen.
Technische und organisatorische Maßnahmen müssen geeignet, angemessen und aktuell sein
Die Sicherheit der Verarbeitung personenbezogener Daten spielt in der DSGVO eine herausragende Rolle. Um diese zu gewährleisten, gibt die DSGVO in Art. 32 gleich die wichtigsten Punkte vor:
„Unter Berücksichtigung des Stands der Technik, der Implementierungskosten und der Art, des Umfangs, der Umstände und der Zwecke der Verarbeitung sowie der unterschiedlichen Eintrittswahrscheinlichkeit und Schwere des Risikos für die Rechte und Freiheiten natürlicher Personen treffen der Verantwortliche und der Auftragsverarbeiter geeignete technische und organisatorische Maßnahmen, um ein dem Risiko angemessenes Schutzniveau zu gewährleisten…“
Der Schwerpunkt der DSGVO liegt auf den technischen und organisatorischen Maßnahmen, die umgesetzt werden müssen. Diese Maßnahmen müssen die folgenden drei Kriterien erfüllen:
- Geeignetheit
Die Maßnahme muss geeignet sein, den Schadenseintritt zu minimieren. Die Maßnahme muss auf der Grundlage einer Risikobewertung entsprechend ausgewählt werden. Bei der Risikobewertung sind Faktoren wie Art, Umfang, Umstände und Zweck der Datenverarbeitung sowie die Eintrittswahrscheinlichkeit und die Schwere des Risikos für die Rechte und Freiheiten der betroffenen Personen zu berücksichtigen.
- Angemessenheit
Die Maßnahmen müssen wirtschaftlich vertretbar und dem zu schützenden Risiko angemessen sein. Dies bedeutet, dass die Kosten für die Umsetzung der Maßnahmen in einem angemessenen Verhältnis zu den potenziellen Schäden und Risiken stehen sollten. Unternehmen sollten daher Maßnahmen wählen, die sowohl kosteneffizient als auch wirksam sind, um ein angemessenes Sicherheitsniveau zu gewährleisten, ohne unverhältnismäßigen Aufwand zu verursachen.
- Stand der Technik
Bei der Auswahl der Maßnahmen sollte der aktuelle Stand der Technik berücksichtigt werden. Das bedeutet, dass die eingesetzten Sicherheitsmaßnahmen dem neuesten Stand der Technik und den aktuellen Sicherheitsstandards und -praktiken entsprechen sollten. Sie sollten kontinuierlich auf ihre Wirksamkeit überprüft und gegebenenfalls an neue Bedrohungen und Entwicklungen angepasst werden.
Technische Maßnahmen: Ein vielschichtiger Schutz
Technische Maßnahmen sind physische oder digitale Schutzvorkehrungen, die darauf abzielen, Daten vor unbefugtem Zugriff, Verlust oder Zerstörung zu schützen. Diese Maßnahmen umfassen eine breite Palette an Technologien und Verfahren, die regelmäßig an den aktuellen Stand der Technik angepasst werden sollten.
Verschlüsselung: Eine der grundlegendsten und effektivsten Methoden zum Schutz von Daten ist die Verschlüsselung. Sie sollte sowohl bei der Übertragung als auch bei der Speicherung von Daten eingesetzt werden. Hierbei ist sicherzustellen, dass die verwendeten Verschlüsselungsverfahren aktuell und als sicher anerkannt sind.
Zugriffskontrollen: Der Zugang zu personenbezogenen Daten sollte strikt kontrolliert werden. Dies umfasst sowohl physische Zugangskontrollen zu Serverräumen als auch digitale Kontrollen durch Benutzerkonten, Passwortrichtlinien und Zwei-Faktor-Authentifizierung. Nur autorisierte Personen sollten Zugriff auf sensible Daten haben.
Netzwerksicherheit: Eine weitere technische Maßnahme ist die Sicherung der Netzwerkumgebung. Dies beinhaltet die Verwendung von Firewalls, Intrusion-Detection-Systemen und regelmäßigen Sicherheitsupdates. Auch die Segmentierung des Netzwerks kann dazu beitragen, das Risiko von Datenlecks zu minimieren.
Datensicherung und Wiederherstellung: Unternehmen müssen regelmäßige Backups ihrer Daten durchführen und sicherstellen, dass diese im Falle eines Datenverlustes schnell wiederhergestellt werden können. Es ist entscheidend, dass Backups sicher gespeichert und vor unbefugtem Zugriff geschützt werden.
Organisatorische Maßnahmen: Prozesse und Verantwortlichkeiten
Neben technischen Maßnahmen sind auch organisatorische Maßnahmen von entscheidender Bedeutung, um den Datenschutz zu gewährleisten. Diese Maßnahmen betreffen die interne Organisation des Unternehmens, insbesondere die Prozesse, die sicherstellen, dass der Datenschutz in allen Unternehmensbereichen berücksichtigt wird.
Datenschutzmanagement: Ein effektives Datenschutzmanagement-System (DSMS) sollte etabliert werden. Dieses System umfasst Richtlinien und Verfahren zur Erhebung, Verarbeitung, Speicherung und Löschung personenbezogener Daten. Ein DSMS stellt sicher, dass Datenschutzmaßnahmen kontinuierlich überwacht und verbessert werden.
Sensibilisierung und Schulung: Alle Mitarbeiter sollten regelmäßig über Datenschutzrichtlinien und -praktiken geschult werden. Sensibilisierungsmaßnahmen helfen, das Bewusstsein für Datenschutzrisiken zu schärfen und die Einhaltung der Vorschriften sicherzustellen. Die Schulungen sollten aktuelle Entwicklungen im Datenschutzrecht und in der IT-Sicherheit berücksichtigen.
Dokumentation und Nachweisbarkeit: Unternehmen müssen die Einhaltung der Datenschutzvorschriften dokumentieren. Dies beinhaltet die Führung eines Verzeichnisses von Verarbeitungstätigkeiten, die Dokumentation von Datenschutzfolgenabschätzungen und die Protokollierung von Zugriffen auf personenbezogene Daten. Diese Dokumentation ist nicht nur eine rechtliche Anforderung, sondern dient auch als Nachweis der Compliance bei Audits oder im Falle eines Datenschutzvorfalls.
Vertragliche Regelungen: Wenn personenbezogene Daten an Dritte übermittelt werden, beispielsweise an Auftragsverarbeiter, müssen entsprechende vertragliche Vereinbarungen getroffen werden. Diese Verträge sollten sicherstellen, dass auch Dritte die erforderlichen technischen und organisatorischen Maßnahmen ergreifen, um die Daten zu schützen.
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Kontinuierliche Überwachung und Verbesserung der Maßnahmen
Ein einmal implementiertes Datenschutzkonzept ist kein statisches Gebilde. Die Risiken und Bedrohungen für personenbezogene Daten ändern sich ständig, sei es durch technologische Entwicklungen oder neue rechtliche Anforderungen. Unternehmen müssen daher kontinuierlich ihre technischen und organisatorischen Maßnahmen überprüfen und gegebenenfalls anpassen.
Risikobewertung: Regelmäßige Risikobewertungen helfen, potenzielle Schwachstellen in den bestehenden Datenschutzmaßnahmen zu identifizieren. Auf dieser Grundlage können Unternehmen gezielt Maßnahmen ergreifen, um die Sicherheit ihrer Daten zu erhöhen.
Auditierung: Interne und externe Audits sollten regelmäßig durchgeführt werden, um die Wirksamkeit der getroffenen Maßnahmen zu überprüfen. Audits sind ein wichtiges Instrument, um sicherzustellen, dass alle Datenschutzanforderungen eingehalten werden und etwaige Mängel rechtzeitig behoben werden können.
Notfallpläne: Für den Fall eines Datenschutzvorfalls, wie beispielsweise einer Datenpanne, sollten Notfallpläne existieren. Diese Pläne umfassen Maßnahmen zur Schadensbegrenzung, zur Benachrichtigung der Betroffenen und zur Kommunikation mit den Aufsichtsbehörden.
Die Umsetzung technisch-organisatorischer Maßnahmen im Datenschutz ist für Unternehmen unerlässlich, um den gesetzlichen Anforderungen zu entsprechen und das Vertrauen der Kunden zu erhalten. Durch die Kombination von technischen Lösungen und organisatorischen Prozessen können Unternehmen die Sicherheit personenbezogener Daten gewährleisten und sich vor rechtlichen Konsequenzen schützen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der kontinuierlichen Anpassung und Verbesserung der Maßnahmen, um den sich ständig verändernden Herausforderungen im Datenschutz gerecht zu werden.